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zum TerminFlorian Kovatsch und Thorben Sommer zeigen die neue Schrift, wo einst Hakoah Bochum beheimatet war.
Das Fanprojekt Bochum hat gemeinsam mit VfL-Fans Stadt-Geschichte(n) aus der Zeit des Nationalsozialismus recherchiert und in einer neuen Veröffentlichung festgehalten. Die Schrift ist ab Freitag, 13. April, zu haben.
Deutscher Meister 1938? Hannover 96, weiß der Fußballfan, vielleicht noch kurz nachgeschlagen. Was aber selbst Fachleute nach einschlägiger Recherche kaum wissen: Auch nach Bochum ging im gleichen Jahr ein Deutscher Meistertitel. Schild Bochum spielte am 26.06.1938 in Köln gegen eine Elf aus Stuttgart, gewann das Finale hochverdient mit 4:1. Doch Grund zu Feiern gab es kaum.
Denn Schild Bochum hieß vor 1933 TuS Hakoah Bochum und war ein 1925 gegründeter, jüdischer Sportverein. Die Umbenennung erfolgte auf Druck der Nationalsozialisten, von diesem Moment an spielten jüdische Kicker nur noch in eigenen Verbänden und waren vom eigentlichen Ligabetrieb ausgeschlossen; so in Bochum.
Nachzulesen ist nicht nur die Geschichte des TuS Hakoah in einer neuen Veröffentlichung des Fanprojekts Bochum. Die Sozialarbeiter haben sich gemeinsam mit aktiven Fans des VfL Bochum auf Spurensuche begeben, Geschichten aus der Zeit des Nationalsozialismus recherchiert und nun auf 48 Seiten zusammengetragen. Titel: „Erinnerungsorte am Fußballstandort Bochum.“
Lebendige, authentische Erinnerungskultur in Bochum schaffen.
„Wir haben uns vor drei Jahren erstmals zusammengesetzt. Anlass waren damals die ,Hogesa‘-Proteste, die sich in vielen Fankurven niederschlugen“, blicken Florian Kovatsch (28) und Thorben Sommer (30) zurück. Kovatsch ist Mitarbeiter des Fanprojekts, Sommer überzeugter VfL-Fan. Für sie galt, ein Zeichen in eine andere, antirassistische Richtung zu setzen. „Viele Fanszenen engagieren sich schon seit längerer Zeit für eine lebendige, authentische Erinnerungskultur. Das wollten wir auch in Bochum schaffen.“
So trafen sich VfL-Anhänger aus unterschiedlichen Fanclubs und Gruppen regelmäßig, nahmen die Arbeit auf. Im Stadtarchiv, in der Bochumer Synagoge oder im DFB-Museum fanden sie Multiplikatoren und Unterstützung. Dass daraus am Ende eine Publikation wird, stand aber lange nicht fest. „Wir haben viel Zeit investiert. Bei den Recherchen ergaben sich dann immer wieder neue Anknüpfungspunkte, denen wir nachgegangen sind“, schildern Kovatsch und Sommer.
Die Schrift ist eine Art Stadtrundgang zum Nachlesen. Von Fans für Fans und darüber hinaus. Bei der Theorie muss es natürlich nicht bleiben. „Anhand des Buches wollen wir bald Führungen von 45 oder 90 Minuten anbieten, auch eine Verlängerung ist möglich.“ Orte der Erinnerungskultur sind etwa das Kortumhaus, der Nordbahnhof oder die Synagoge. Personen wie Karl Springer oder Dr. Otto Ruer kommen zur Sprache. Und damit wieder eine Verbindung zum Fußball. „Dr. Ruer wurde 1933 von der NSDAP abgesetzt. Sein Nachfolger Otto Piclum forcierte dann den Zusammenschluss von Germania, TuS und Turnverein 1848 zum VfL, um einen größeren Verein mit Ausstrahlungskraft zu etablieren.“
Das war am 14. April 1938. Menschen jüdischen Glaubens wurden von einer Mitgliedschaft im VfL ausgeschlossen, kamen stattdessen etwa im Verein Schild Bochum zusammen – und holten im Jahr der VfL-Gründung die Deutsche Meisterschaft. Ein Zeichen der Hoffnung von kurzer Dauer: Auch die Spieler und Funktionäre der Meistermannschaft wurden bis 1945 vertrieben, verfolgt und ermordet.
Am Freitag, 13. April, spielt der VfL Bochum im Vonovia Ruhrstadion gegen den 1. FC Kaiserslautern (18.30 Uhr). An diesem Abend – damit ziemlich genau 80 Jahre nach Fusion der Vorgängervereine – wird die Schrift des Fanprojekts erstmals erhältlich sein, und zwar im Ostkurventreff, am Infostand Block A, am Infostand der Faninitiative und in den Räumen der Ultras. Außerdem ist die Lektüre im AWO-Stadtbüro, Bleichstraße 8, und im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße, zu haben.
Die Abgabe erfolgt kostenlos, wobei sich das Fanprojekt über Spenden freut, mit denen eine Gedenkstättenfahrt finanziert werden soll. Wer sich für einen Rundgang interessiert, kann sich beim Fanprojekt melden (f.kovatsch@fanprojekt-bochum.de). Das Angebot richtet sich insbesondere an Jugendliche und junge Erwachsene. So will das Fanprojekt zukünftig auch jugendliche Fans anderer Vereine zu den Bochumer Erinnerungsorten begleiten, um die politische Bildungsarbeit im Rahmen von Auswärtsfahrten zu fördern.
Das Fanprojekt befindet sich in Trägerschaft von AWO Ruhr-Mitte und Stadt Bochum.
Redaktion
Christopher Becker/ AWO Ruhr-Mitte
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