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„Es ist ein Skandal, dass gerade soziale Berufe in Bezahlung und Wertschätzung immer weiter abgehängt werden", kommentierte der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler die neue Studie von Bertelsmann-Stiftung und Prognos-AG. Im Vergleich zur Industrie verdienen die Beschäftigten in sozialen Berufen auch bei vergleichbarer Qualifizierung deutlich weniger, als Beschäftigte in anderen Branchen.
Die aktuelle Studie verdeutlicht, dass diese Kluft zukünftig sogar noch weiter wachsen wird. Der AWO Bundesvorsitzende verweist auf die Rolle des Staates und die sehr komplexen Refinanzierungsbedingungen, betont jedoch: „Immer auf die knappen Kassen zu verweisen, bringt nichts: Am Ende werden wir als Gesellschaft insgesamt draufzahlen, wenn wir die Bedingungen in der Gesundheits- und Sozialbranche nicht verbessern.“
Die tatsächlich erzielten Löhne in diesem Bereich liegen sogar noch um einiges niedriger, als vermeintlich angenommen, da aus unterschiedlichen Gründen gerade in der Gesundheits- und Sozialbranche Teilzeitbeschäftigung weit verbreitet ist. Insgesamt haben die Beschäftigten eine sehr geringe soziale Absicherung.
„Es kann und darf nicht sein, dass gerade die Menschen, die ihr Berufsleben der Pflege, Betreuung und Beratung anderer gewidmet haben, im Alter unter der Armutsgrenze landen“, mahnt Stadler. Das Land stehe vor immensen Herausforderungen, die nur mit guter sozialer Arbeit und qualitativ hochwertigen Dienstleistungen zu bewältigen sein werden: Demografischer Wandel, Veränderungen von Familie und Arbeit, zunehmende Ungleichheit oder die Umsetzung von Inklusion als Gesellschaftsbild sind einige davon.
„Am Ende leisten gerade die Frauen und Männer im sozialen Sektor die Voraussetzungen, dass diese Herausforderungen bewältigt werden und dass unsere Ökonomie und unsere Exporte überhaupt weiter erfolgreich sein können“, erklärt Stadler.
Darüber hinaus sind von der Entwicklung der Löhne besonders Frauen negativ betroffen, die 80 Prozent der Beschäftigten stellen. Für Stadler und die AWO ein Grund mehr, Verbesserungen zu fordern.
„Unsere Kolleginnen fordern nichts weniger als endlich die Wertschätzung, die sie verdienen“, meint Stadler. Die AWO ist an mehreren Stellen aktiv und versucht konkret an einer Erhöhung der Anerkennung zu arbeiten. Mit eigenen Reihen und Formaten diskutiert sie und kämpft für eine bessere Bewertung der sozialen Berufe. Im Rahmen eines von der Europäischen Kommission geförderten Projekts versucht sie seit Jahren mit zunehmendem Erfolg, die Arbeitgeber der Branche an einen Tisch zu bringen, um die Zerklüftung der Branchenstruktur zu überwinden. An vielen Stellen steht die AWO für Qualität und Innovationen und macht nach außen immer wieder deutlich, welche Leistungen in den sozialen Diensten und Einrichtungen täglich vollbracht werden.
Vor allem jedoch setzt sich die AWO und vor allem der Vorstand, für einen bundeseinheitlichen Entgelttarifvertrag Soziales ein. Mit ihm würde es gelingen, den Wettbewerb der Leistungsanbieter endlich so zu gestalten, dass er zu einem Wettbewerb um Qualität wird und nicht ein Wettbewerb um besonders niedrige Preise.
Es geht hier um eine Verhinderung von Lohndumping in der Sozialbranche.
Stadler schätzt die Chancen immer besser ein: „Die Einsicht, dass es so nicht weitergehen kann, setzt sich langsam durch. Wir kommen Schritt für Schritt voran.“ Gelingt dies, ist die Politik gefordert, die Refinanzierung entsprechend zu gestalten.
Pressekontakt:
AWO Bundesverband e.V.
Mona Finder
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